Produktion 1994

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Glaube Liebe Hoffnung

Autor: Ödön von Horvàth
Regie: Walter Michael Krumm (Michael Boutari)
Premiere: 4. März 1994

"Glaubens mir, Fräulein, das Beste ist, sie springen zum Fenster hinaus!" München, Anfang der dreissiger Jahre. Ein Präparator des Anatomischen Instituts staunt nicht schlecht, als ihm Elisabeth, eine junge Frau, ihren Körper verkaufen will. Genauer: Sie will das Geld - nämlich 150 Mark - jetzt und würde den Körper nach dessen Ableben für Forschungszwecke zur Verfügung stellen. Elisabeth ist eine von vielen Arbeitslosen, die nach jedem Strohhalm greifen, um anständig überleben zu können. Der Präparator, ein "herzensguter Mensch", kann von Amtes wegen zwar nicht auf die Offerte eingehen, leiht Elisabeth aber das Geld aus der eigenen Tasche. Natürlich nur, weil ihr Vater ein Inspektor ist. Dass es sich nicht um einen angesehenen Zollinspektor sondern bloss um einen "lumpigen Versicherungsinspektor" handelt, wird noch zu dramatischen Konsequenzen führen. Elisabeth hat Pech auf der ganzen Linie: Erst landet sie wegen der geliehenen 150 Mark für vierzehn Tage im Gefängnis und nachher, als sie sich unglücklicherweise in einen strammen Polizisten verliebt, wird ihr eben diese Vorstrafe wieder zum Verhängnis. Sie wählt schliesslich den Freitod, doch sogar daran wird man sie hindern.

Schon fünf Produktionen hatten wir seit dem Jubiläum 1989 auf die Bühne gebracht. Einen Verein hatten wir gegründet und die Kontinuität bewiesen. 1994 stand bereits das nächste Jubiläum an: 25 Jahre Kleintheater 12. In Jubeljahren traut man sich bekanntlich immer etwas mehr zu und alles soll etwas grösser und teurer und besser werden. Da wir mit Horvàth zum 20. nicht schlecht gefahren waren und weil Michael noch immer ein treuer Verehrer dieses Autors war, hatten wir uns bald einmal für einen weiteren Stoff des früh verstorbenen Österreichers entschieden. Mit ein Grund war auch die sich langsam abzeichnende wirtschaftliche Rezession, wie sie auch zur Zeit der Entstehung von Glaube Liebe Hoffnung geherrscht hatte. Wie schon beim Wiener Wald mussten wir viel Personal auf die Bretter bringen. Das ging aber eigentlich ganz gut.
Traumatischer war die Sache mit der Besetzung der weiblichen Hauptrolle (und damit der tragenden Figur überhaupt). Vorgesehen war die Produktionsleiterin aus dem Papst, die sich gewünscht hatte, auch einmal auf der Bühne zu wirken. Die Proben hatten bereits begonnen, alles lief gut, da veränderte sich die beruflichen Perspektiven unserer "Elisabeth" derart, dass an ein Weitermachen in der Theatergruppe nicht mehr zu denken war. Kurz vor Jahresende mussten wir uns auf die Suche nach einer neuen Protagonistin machen. Was übel aussah, wurde zum Glück im Unglück. Wir fanden die noch junge Claudia Sabitzer und liehen sie von unserer Schwestergruppe "Die Schatulle" für eine Produktion aus. Es zeigte sich sehr schnell, dass Claudia die perfekte Verkörperung der Elisabeth war. Ihre Bühnenpräsenz war atemberaubend und für alle Mitwirkenden Ansporn, das Beste zu geben. Ein ausgeklügeltes Bühnenbild, raffinierte Beleuchtung, tolle Kostüme und eine integrierte Dia-Show begeisterten bald darauf ein erstaunlich zahlreiches Publikum, das vor dem doch recht schwierigen Stück nicht kapitulierte. Die ersten 25 Jahre hatten wir hinter uns. Die zweiten hatten gerade begonnen.




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