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Ausgabe vom Mittwoch, 1. März 2001

Premiere des Kleintheaters 12 - Hühnerhaut garantiert
Graf Dracula sorgt für Spannung

Das Kleintheater 12 hat es als erstes Ensemble gewagt, Graf Dracula auf die Bühne zu bringen. Mangels Vorlagen musste sogar das Drehbuch erst geschrieben werden. Doch die kurzen Nächte haben sich gelohnt.

von INA DAY

Eine Horrorgeschichte musste es 2001 sein, so hatten es der Vorstand und die Generalversammlung es Kleintheaters 12 bestimmt. Was eignete sich da besser als die gruselige Gesischte des unheimlichen untoten Grafen Dracula, der durch unglücklliche Umstände als Vampir sein Dasein fristen musste? Zuerst musste ein Drehbuch her. Doch so einfach war das nicht, denn es existiert bisher kein Theaterstück, auf das man hätte zurückgreifen können. Regisseur Claudio Ricci liess sich auf das Wagnis ein, ein eigenes Drehbuch zu schreiben. Zunächst verschlang er vier Romane, einige Kurzgeschichten und den amerikanischen Spielfilm des Regisseurs Francis Ford Coppola nach dem Roman des Iren Bram Stoker. Seine erste Drehbuch-Variante wies 54 Bilder und 36 Rollen auf und musste postwendend zusammengestrichen werden. Es blieben 20 Bilder und 11 Sprechrollen, und Claudio Ricci hat sich bei dieser Arbeit einige Nächte um die Ohren schlagen müssen, da er parallel dazu seiner üblichen Tätigkeit als Redaktor und Realisator in der Redaktion Show/Coproduktionen von SF DRS nachging.

Schaurig schön in Schwarz

Am Donnerstag war der Kirchgemeindesaal in Schwamendingen nicht wiederzuerkennen: die Farbe Schwarz herrscht vor, alles ist schaurig schön mit Tüchern verhüllt, und gleich stellt sich ein leichtes Gruseln ein, auch wenn sich vielleicht der eine oder andere ander Bar etwas Mut angetrunken hat. Kaum hebt sich der Vorhang und gibt die düstere Eingangshalle eines alten Schlosses mit grosser Treppe frei, wird zugleich die ungewöhnlich faszinierende Musik eingespielt, die das ganze Stück begleitet und die Spannung erhöht, ohne sich aufzudrängen. Fabio Ricci, der Bruder des Regisseurs, ist für die ungewöhnlichen Zusammenschnitte aus Mahler-Symphonien, Actionfilmen und Herzrhythmus-Tönen verantwortlich und hat eine regelrechte Musik-Collage geschaffen.

Das phantasievolle Bühnenbild spielt eine zentrale Rolle. Aus Zeitnot wurden die letzten Schrauben erst während der Pause verankert. Daher konnten die Schauspieler auch nicht im richtigen Dekor proben, und die Nervosität war vor der Aufführung dem Siedepunkt nahe, erklärt Regisseur Claudio Ricci. Die prächtigen, phantasievollen Kostüme sind allesamt selbst entworfen und hergestellt.

Wo die Liebe hinfällt

Der Saal ist gefüllt, und auf der Bühne nimmt die unheilvolle Geschichte vom englischen Anwalt Jonathan Harker, der einem gewissen Grafen Dracula aus den Karpaten Grundstücke in London vermitteln soll, ihren Lauf. Der alte, untote Graf verliebt sich durch eine Fotografie in Harkers Verlobte Mina, die seiner verstorbenen Frau zum Verwechseln ähnelt, und macht sich auf ins geschäftige London des vorletzten Jahrhunderts. Wie die Geschichte weitergeht, soll hier nicht verraten werden - ein Besuch der Aufführungen des Kleintheaters 12 gibt aber Aufschluss und garantiert einen amüsanten Theatergenuss.

Das Premierenpublikum spendete begeisterten Applaus, und Regisseur Claudio Ricci liess es sich nicht nehmen, seinen Schauspielerinnen und Schauspielern mit Rosen zu gratulieren.

Claudio Ricci und Sephan Ganz konnten als Regisseure ihre bewähre Teamarbeit wiederum unter Beweis stellen. Die meisten Schauspielerinnen und Schauspieler haben schon mit ihnen zusammengearbeitet, wurden aber dieses Mal von Sabeth Weinmann im Schauspieltraining und von Anita Gnädinger im Sprechtrainig zu wahren Rohdiamenten geformt (O-Ton Claudio Ricci). Martin Stocker als Dracula überzeugte durch seine Nonchalance, und die drei Verehrer von Lucy brachten die nötige Situationskomik ein. Lucy in ihrem schreiend-roten Kleid spielte ihre Rolle, angefangen vom lebenssprühenden Vamp bis hin zum erschreckenden Vampir, lebensecht und erntete ensprechenden Applaus. Last but not least ist die glanzvolle schauspielerische Darstellung von Marek Krähenbühl in der Rolle des Irren Samuel Renfield zu erwähnen. Wie er sich genüsslich die imaginären Insekten fängt und verspeist, um dann in ein Horror-Geschrei auszubrechen, lässt bei jedermann Hühnerhaut aufkommen.

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