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Claude Magnier


Ein Schauspieler, der es müde wird, auf die Rollen zu warten, die seinem komödiantischen Talent entsprechen, setzt sich in einer schlaflosen Nacht hin und schreibt eine Komödie. So beginnt im Paris der 50er-Jahre die Karriere eines Komödien-Autors ersten Ranges: Claude Magnier schreibt u.a. «Blaise», «Leon», «Jo», «Nid d'embrouilles», «Monsieur Masure» («Ein klarer Fall») und «Oscar».

Claude Magnier wird 1920 in Paris als Sohn eines Buchbinders geboren. Eigentlich sollte er das väterliche Geschäft übernehmen, wofür er auch von 1937 bis 1940 eine kaufmännische Lehre in der französischen Hauptstadt absolvierte und anschliessend ein Jahr als Buchbinder und Angestellter im elterlichen Betrieb arbeitete. Doch dann ging er als Schauspieler zum Theater, dem er, mit kurzen Unterbrechungen aus finanziellen Gründen, bis zu seinem Lebensende treu blieb.

1954 schreibt Magnier sein erstes Bühnenstück «Ein klarer Fall» («Monsieur Masure»). Ein Jahr später kommt die Komödie in Paris zur Uraufführung; 1956 wird sie zum weltweiten Erfolg und in Europa, Amerika und Australien nachgespielt. Magnier erhält den Dramenpreis des Casino d´Enghien, den ersten Preis für dramatische Kunst.

Ab 1958 wird Magniers zweites Theaterstück, die Komödie «Oscar», zwei Jahre lang erfolgreich am Théâtre Athénée gespielt. 1959 erfolgt die deutschsprachige Erstaufführung des Werks durch die Komödie im Marquardt in Stuttgart. 1967 wird «Oscar» zudem mit dem Erzkomödianten Louis de Funès in der Hauptrolle in Paris verfilmt.

Claude Magnier ist wie sein berühmter Landsmann Georges Feydeau ein fantastischer Konstrukteur, ein echter Könner ohne alle billigen Bluffs. Seine Stücke sprudeln von Situationskomik, und gerade wenn man glaubt, dass der Autor sein Pulver verschossen hat, wird die Handlung noch einmal auf den Kopf und alles, was sicher schien, in Frage gestellt. Dabei gibt es in seinen Werken keine eigentlichen «Helden». Wenn man meint, den «Sieger» ausgemacht zu haben, ist er in Wirklichkeit schon auf der Verliererstrasse, und wer scheinbar zerschmettert am Boden liegt, hat bereits wieder alle Trümpfe in der Hand.

Über sich selbst und seine Arbeitsweise schrieb Magnier: «Ich schlafe wenig, und die Ideen kommen mir während meiner schlaflosen Nächte. Ich habe z. B. «Ein klarer Fall» eines Nachts um ein Uhr begonnen und um neun Uhr am nächsten Morgen lag der 1. Akt fertig auf dem Tisch. Bei mir steht nichts am Anfang fest. Ich versuche, mich in die Lage des Zuschauers zu versetzen, der sich fragt, was nun geschehen wird. Im Grunde interessiert mich nicht das Drama, sondern ich liebe Gags. Der heutige Zuschauer braucht und erwartet überraschende Komik. Deshalb geht mein Witz - in meinen Stücken - über den normalen Verstand weit hinaus.»

Claude Magnier starb im Alter von 62 Jahren am 22. Juni 1983 in Paris.

Quelle: Felix Bloch Erben, Verlag für Bühne, Film und Funk