40 Jahre Kleintheater 12

Das erste Dokument im Zusammenhang mit der Gründung unserer Theatergruppe datiert von Ende Juni 1969. Damals arbeitete der junge Theologiestundent und spätere Pfarrer Hans Strub für die Reformierte Kirchgemeinde Hirzenbach. Mit einem Schreiben «An junge Leute von Hirzenbach» suchte er gemeinsam mit Gemeindehelfer W. Meier interessierte junge Menschen, die unter seiner Leitung «ein modernes Stück» erarbeiten wollten. Ein erstes unverbindliches Treffen sollte am Donnerstag, 26. Juni in der Stefanskirche stattfinden.

Während also in Schwamendingen - damals noch ein Teil von Oerlikon - Theatergeschichte geschrieben wurde, startete wenige Tage später, am 16. Juli 1969, in Cape Canaveral, Florida die erste bemannte Mondmission Apollo 11. Am 21. Juli 1969 um 3.56 Uhr MEZ betrat Neil Armstrong als erster Mensch den Mond und schrieb damit Weltgeschichte. In Schwamendingen waren zu dieser Zeit Sommerferien und man machte erste Gehversuche auf den Brettern, die ja immer auch ein bisschen die Welt bedeuten.

Für die ersten Aufführungen am 7., 8. und 9. November 1969 wählte man noch die Bezeichnung «Theatergruppe Hirzenbach». Die Quartierzeitung «Kreis 11» schrieb damals:

Anlässlich des äusserst gut besuchten Bazars zugunsten des Kameruner Negerspitals «Acha-Tugi» in den Räumen der Stefanskirche in Schwamendingen unternahmen Gemeindehelfer W. Meier und Hans Strub den beachtenswerten Versuch, Mitglieder der Jungen Kirche zu einer Theateraufführung zusammenzubringen. Als Thema wurde die biblische Szene des barmherzigen Samariters auf moderne Weise abgewandelt. Daraus entstand unter der Feder Hans Strubs, der auch Regie führte, unter Zuhilfenahme von einigen Metern schwarzem Tuch als einzige Requisiten und 19 jungen Darstellern ein zeitkritischer Zweiakter unter dem attraktiven Titel «Im vollen Sinn der Anklage - schuldig».



Nach dem Erfolg dieser ersten Produktion war klar, dass man weitermachen wollte. Und so wurde bereits wenige Wochen später, am 31. Januar 1970, das Stück «Bewegung im Untergrund» gespielt, eine Eigenproduktion aus der Feder von Hans Strub. Im Sommer 1970 kam bereits der erste Klassiker auf die Bühne: «Das Hausgespenst» nach Platow. Die Gruppe war inzwischen umbenannt worden und hiess fortan «Kleintheater 12». Die Zahl 12 bezog sich auf den damals ganz jungen 12. Zürcher Stadtkreis, besser bekannt als Schwamendingen.

Hans Strub war auf und hinter der Bühne aktiv. Er führte fast immer selber Regie und schrieb teilweise auch eigene Stücke. Als er 1979 aus beruflichen Gründen von Schwamendingen wegzog, übernahm das langjährige Mitglied Anita Mezger-Stefani die Verantwortung für das KT12. Sie wurde 1984 von Walter Krumm abgelöst, der als künstlerischer Leiter während vieler Jahre Kontinuität und Qualität garantierte. Das Stück «Zehn kleine Negerlein», im Sommer 1985 aufgeführt, markierte einerseits den Schlusspunkt der «alten Garde» und war gleichzeitig auch der Startschuss für die Zukunft des KT12.

Nach dem Ende der Aufführungen zog sich Walter Krumm zurück, um sich hauptberuflich als Schauspieler zu betätigen. Der Versuch, ohne ihn ein Fassbinder-Stück zu inszenieren, verlief im Sand und der Gruppe drohte ein unspektakuläres Ende. Anfang 1988 trommelte Walter Krumm deshalb die noch Verliebenen und dazu viele neue Leute zusammen, um mit einer grossen Produktion das 20-Jahr-Jubiläum des KT12 zu feiern. Fast ein Jahr lang wurde an Ödön von Horváths «Geschichten aus dem Wiener Wald» gearbeitet. Nach der Premiere am 18. Januar 1989 im Saal der katholischen Kirchgemeinde St. Gallus war allen Beteiligten klar: Die Lust am Theaterspielen war wieder da und der grosse Erfolg machte Mut für die Zukunft. Es waren sich aber auch alle Beteiligten einig, dass - auch wegen des finanziellen Risikos - eine neue Form für die Gruppe gefunden werden musste. Und so wurde im Mai 1989 schliesslich der Verein Kleintheater 12 gegründet. Die neuen Strukturen und viele engagierte Mitglieder trugen massgeblich dazu bei, dass seither jedes Jahr ein neues Stück aufgeführt wurde.

Mehr Informationen zu den Produktionen ab 1989 gibt es unter dem Link Geschichte.

Heinz Schweizer, im Februar 2009