Pressestimmen

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Aufführungsbesprechung vom 3. März 1998
Wachtmeister Studer in Schwamendingen

Am Donnerstag fand die Premiere des Stückes "Wachtmeister Studer - Krock & Co.", Mord in Fischingen, statt. Gespielt wurde das Detektiv-Stück vom "Kleintheater 12" im reformierten Kirchgemeindehaus Schwamendingen. Nach den Erfolgstücken "Und alles auf Krankenschein" und "Trommeln über Mittag" ist auch dieses Stück eine Meisterstück des Laientheaters.

(Lia) Das klassische Stück basiert auf einem Roman des Schweizer Schriftstellers Friedrich Glauser (1896-1938), dessen Hauptfigur "Wachtmeister Studer" längst Unsterblichkeit erlangt hat. Der Stoff "Krock & Co." - Mord in Fischingen - wurde von Glauser als vierter und letzter Roman in der Reihe "Wachtmeister Studer" geschrieben und nie verfilmt. Es erzählt die Verwicklungen um zwei mysteriöse Morde während der Heiratsfeier der Tochter von Wachtmeister Studer, die sich mit dem Polizeikorporal Wirz vermählt hat. Regie führte der bekannte Schauspieler, Regisseur und Autor Michael Boutari, der seit seinem achten Lebensjahr auf der Bühne steht und eine Ballettausbildung am Opernhaus abgeschlossen hat. Er habe das Stück, das in den 30er Jahren spielt, in die 50er Jahre verlegt, um es etwas zu modernisieren. Boutari gegenüber der "Vorstadt": "Es ist ein schwieriges Stück. Ein Krimi erfordert Aufmerksamkeit, vom Zuschauer und von den SchaupielerInnen. Sie müssen einen Spannungsbogen vom Anfang bis zum Schluss durchziehen."

Heinz Schweizer, Präsident des "Kleintheaters 12", Laienschauspieler und Filmredaktor beim Fernsehen, brillierte mit seiner anspruchsvollen Rolle des "Albert Wirz". Schweizer: "Meine Rolle war nicht einfach. Man ist dauernd am Stehen und Schauen. In diesem Stück agiert der Schwiegersohn nicht viel. Es geht alles über Reden und Pausen." Max Binder, Nationalrat und Mitbegründer des Theaters Illnau: "Ich gehe immer mit sehr hohen Erwartungen an die Theaterstücke von Michael Boutari." Auch das restliche Publikum allgemein war begeistert: Markus Feldmann (38) fand das Stück sehr gut inszeniert. "Es ist eine Freude zuzuschauen. Das Bühnenbild ist sehr schön, vor allem die Idee mit der Drehbühne." Drei jüngere Leute meinten zum Stück: "Man merkt, dass das Stück nicht so einfach zu spielen ist. Das Bühnenbild ist stark. Man erkennt den Unterschied von Laienschauspielern und professionellen Schauspielern. Es ist heikel, ein Detektiv-Stück zu spielen, es ist durchsichtig."

Sabine Kittelmann (32) von der Präsidialabteilung der Stadt Zürich war begeistert. Im Grossen und Ganzen sei die Aufführung aber eine sehr gute Leistung. Der 46jährige Quartiervereinspräsident von Schwamendingen, Rolf Gerber, erwähnte: "Ich bin einmal mehr überrascht, wie ein solches Laientheater eine Spannung bringt und wie hier auf eine ganz spontane und unkomplizierte Art Kultur geboten wird. Der 'Studer' Werner Zbinden, war dem Filmschauspieler Heinrich Gretler mit seiner Leistung sehr nahe," Dieser selbst sagte gegenüber der "Vorstadt": "Ich bin Kaminfegermeister und das Theaterspielen ist seit über 55 Jahren eine Leidenschaft von mir.Für mich war die Rolle nicht allzu schwierig, habe ich doch die 50er Jahre selbst erlebt. Natürlich war auch die Schwiegermutter von 'Studer', Holga Müller (82) und Frau Lotti Zbinden (57) an der Premiere. Lotti Zbinden: "Ich muss mit meinem Mann immer auswendig lernen. Doch er lernt sehr schnell.




Aufführungsbesprechung vom 3. März 1998
Wachtmeister Studer in Aktion
Das Kleintheater 12 spielt einenGlauser-Krimi in Zürich-Schwamendingen

Im reformierten Kirchgemeindhaus Schwamendingen in Zürich lässt das Kleintheater 12 Friedrich Glausers wohl beliebteste Romanfigur, den unverwüstlichen Wachtmeister Studer, im Bühenkrimi "Krock & Co." wieder aufleben.

Der Regisseur und Theaterleiter Michael Boutari hat Peter Lothars Bühnenfassung des gleichnamigen Romans von Friedrich Glauser (1896-1938) neu überarbeitet und ins Jahr 1951 versetzt. Im Hotel Krone in Fischingen feiert Wachtmeister Studer mit Kind und Kegel die Hochzeit seiner Tochter mit dem strebsam beflissenen Polizeikorporal Albert Wirz, als sich im Garten unversehens ein Mord ereignet. Jan Stieger, ein dubioser Westentaschen-Casanova, der in undurchsichtigen Geschäften unterwegs war und sowohl mit der Serviertochter Odile als auch mit der Sekretärin Martha anzubandeln versuchte, wurde mit einer Velospeiche erstochen. Die beiden pflichtbewussten Polizisten machen sich sofort wacker ans Ermitteln, auch wenn Albert deswegen seine Hochzeitsnacht verschieben muss.

Mysteriöse Affäre
Der Verdacht fällt zunächst recht naheliegend auf den Velohändler Ernst Graf; man vermutet ein Eifersuchtsdrama. Doch auch Odile, Martha und sogar die Wirtin verhalten sich verdächtig, und als sich auf offener Bühne ein weiterer Mord ereignet und gar ein stöhnendes Gespenst sein Unwesen treiben soll, wird die Affäre immer mysteriöser. Schliesslich gelingt es Studer, den Mörder durch eine gezielte Provokation zu überführen, und hinter dessen Geständnis verbirgt sich die wahre Tragödie: Es geht daru, dass fast das ganze Dorf von einem erpresserischen Kreditgeber unter Druck gesetzt und unter geradezu mafiösen Umständen schamlos ausgebeutet wurde.

Soziale Misstände
So bietet das Stück mit allerlei skurrilenTypen nicht nur vordergründige Spannung und Unterhaltung, sondern mit Glausers sicherem Gespür für soziale Missstände auch einen kritischen Einblick hinter die trügerische Fassade einer anscheinend rechtschaffen Wohlstandsgesellschaft. Im akkurat realistischen Bühnenbild von Heinz Brehm kommt in Michael Boutaris bedachtsamer Inszenierung viel dumpf-bedrückender Provinzmief zur Geltung. In krassem Gegensatz dazu steht die um kompetente Effizienz bestrebte Betriebsamkeit des jungen Polizeikorporals (Heinz Schweizer), während Werner Zbinden seinen selbstverständlich dauernd stumpenqualmenden Studer mit grosser Gelassenheit sehr souverän verkörpert und sich auch die weiteren zehn Mitglieder des Ensembles - inklusive des Schäferhundes Rambo alias Bärli - gekonnt in ihren Rollen profilieren (bis 21. März). Sonja Augustin


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