 
Bild: Die Vorstadt |
Das Kleintheater 12 in Schwamendingen führt zu seinem 30. Geburtstag Peter Shaffers Stück "Amadeus" auf. Die fiktive Nacherzählung vom Kampf des Hofkompositeurs Antonio Salieri gegen das Genie Wolfgang Amadeus Mozart ist ein spannendes Spektakel.
(pm) "Salieri, Mörder!" Die Stimmen hinter der Bühne werden immer lauter. Auf der Bühne steht der greise Hofkompositeur Antonio Salieri. Er wird von vielen Zeitgenossen des Mordes an Wolfgang Amadeus Mozart bezichtigt. Mit dem Paukenschlag "Mozarts Tod - war ich's oder war ich's nicht?" beginnt Salieri einen Monolog. Er erzählt aus seiner bedrängten Warte von Aufstieg und Tod des Wunderknaben Mozart, eines lustkichernden Tölpels. Verwirrt gesteht er seine Mittelmässigkeit ein und leitet gleichzeitig seinen eigenen, tragischen Untergang ein. Er beendet damit seinen hasserfüllten Kampf gegen das kindische Genie Mozart. Obwohl Salieri den Mord gegen seinen Widersacher gesteht, bleiben für das Publikum schliesslich viele Fragen offen. Wie stark hat der Greis Wunsch und Realität vermischt?
Spannungsvolle Lebensbeichte
"Amadeus" ist die Geschichte über das Zusammentreffen von zwei komplexen Persönlichkeiten. Mozart wird jedoch nicht als gewinnender Sieger und Salieri als mediokerer Verlierer dargestellt. Die beiden Komponisten sind gegenseitig die tiefsten Bewunderer und grössten Feinde. Sie verbindet ein gemeinsames Schicksal: Der Wunsch, unsterbliche Musik zu schreiben. Die Gegensätze jedoch sind stark. Die menschliche, echte Welt des lebenslustigen Musiktalentes Mozart trifft auf die künstliche und ritualisierte Welt des Hofes. Seine lockere Sprache und sein zügelloses Benehmen stossen die steife, weissgepuderte Welt der Höflinge Wiens vor den Kopf. TV-Macher und Gast-Regisseur Mani Hildebrand stellt die beiden Seiten nicht nur durch Sprache und Gestik, sondern auch in der Ausstattung dar. Mozart trägt echte Kostüme, der Hof künstliche Roben - eine fantasievolle Interpretation statt einer originalgetreuen Nachbildung. Es gelingt Hildebrand, mit einer filmähnlichen Schnitttechnik Salieris Lebensbeichte spannend zu gestalten. Dank dem funktionalen Bühnenbild gehen dessen Erzählungen flüssig in Bilder und Szenen über. Die Rivalität zwischen Salieri und Mozart bekommt durch die Musik eine besonderer Dimension. Sie unterstützt Gefühle und verbindet die kurzen Szenen.
Grosse schauspielerische Leistung
Die Laienschauspielerinnen und -schauspieler vom Kleintheater 12 sind mit "Amadeus" eine besondere Herausforderungen eingegangen. Das Stück stellt sehr hohe sprachliche Anforderungen. Die Spielvorlage bietet den Darstellern aber auch eine wunderbare Auswahl an Gefühlen, Freude, Liebe, Hass, Erfolg und Enttäuschung. Die Schauspielerinnen und Schauspieler füllen ihre Rollen mit Herzblut und Begeisterung aus, so dass der Funke auf das Publikum überspringt. Besonders kraftvolle Bühnenpräsenz zeigt Michael L. Karch in der Rolle des Salieri. Sein Hadern mit der Moral, der Kunst und mit Gott überzeugt vollkommen. Ebenso überzeugend ist Adrian Wichser als "Wolferl" Wolfgang Amadeus Mozart. Er und seine spätere Frau Constanze, gespielt von Michèle Weingartner, reissen das Publikum mit, vom ersten Gekicher bis zum letzten Schluchzer und Atemzug. Dem 16-köpfigen Ensemble des Kleintheaters 12 gelingt es, einem spannenden Stück einen ebensolchen Auftritt zu verschaffen. |